Gestern hat mich ein junger Polizist, nach einem Sprint quer durch das halbe Viertel, vor meiner Haustür, gestellt. Ich habe bei Reve nichts gestolen, noch einen Passanten umgefahren. Ich bin mit dem Fahrrad bei Rot über die Straße! Zuerst schaue ich nach links, dann nach rechts, kein Fahrzeug bis zum Göttinger Kreisel, kein Fahrzeug bis zur Überführung – und – keine Kinder in der Nähe.
Mit flottem Tritt nach Haus, vor meiner Eingangstür erreicht mich schnaufend ein junger Polizist: Ich möge mein Rad abschließen (ich sage: hier wird nicht geklaut!) und zeigt in Richtung seiner Kollegin, mitkommen. Er fragt, ob ich weiß, warum ich angehalten wurde – ich verneine. Die rote Ampel, auha! Nicht, dass ich denke, es ist Unsinn, aber sage, ob sie denn nichts besseres zu tun hätten, inzwischen war die Kollegin mit dem Wagen eingetroffen.
Erfolgreiche Jagd, den Sünder gestellt, Hut ab. Wegen meiner Bemerkung wird aus einer Verwarnung ein Bußgeldbescheid von 88,50 €.
Das Problem sind nicht diese jungen Polizisten, sondern ihre Einschätzung der Verhältnismäßigkeit und wie daraus eine ‚Den-Schnappen-Wir-Uns‘ Aktion wird.
Es ist mein Viertel, ich bezahle deren Jobs (die oft schwer genug sind), mein Gott, sollen sie mich doch verwarnen, stünden sie neben mir, aber ein Sprint durch das halbe Viertel (mit dem Wagen durch die engen Straßen), wollte er seiner Kollegin imponieren? Das Üble daran, dass sich über solche Maßnahmen die Notwendigkeit der Anwesenheit von Polizei relativiert. Augenmaß.
Dieser Strafzettel wird kein Problem, ich habe schon für anderes bezahlt, auch zu recht, aber hier fühlt man sich gegängelt, was die Spaltung in der Gesellschaft nur noch weiter voran treibt. Diese Polizisten machen sich zum Wärter der Ordnung, wo sie nur die Hüter sein sollten.
* Überschrift aus dem Wochenblatt der HAZ vom 23.10.2019 in Hannover