Archiv der Kategorie: bildende Kunst

Arbeiterkinder mögen keinen Strukturalismus

In meinen neuen Bildern (ab 2010) wird neben einer romantischen Sichtweise auch ein surrealer Bildraum geöffnet. Malerei verschiebt sich von ein in der Zeit entwickelnden Prozess zum großen Symbol, Reflexion wird Zeichen, Farbe zur Idee. Gegenstandsbezüge steuern die mögliche Geschichte. Weltbild wird Sinnbild, Schatten ist nicht Verdunkelung, sondern Richtung. Bild als Wegweiser zum ‚glauben müssen‘ an die unausweichliche Transformation: in einer sich ständig ändernden Welt, Idee verdichten – Material werden lassen – welches uns dann erklärtermaßen als umwertet gegenübertritt.
Es geht um den abstrakten Kern einer persönlichen Geschichte, der auf das Allgemeine verweist, so dass der Betrachter einen Schritt auf das Bild zugehen muss, um das ‚warum‘ seines inneren Gesprächs auszuloten; über den strukturellen Untergrund der Malerei hinaus, zu den wesentlichen Inhalten, letztlich politischen Grund eines Tuns zu gelangen, der es überhaupt erst rechtfertigen kann, einen Pinsel in die Hand zu nehmen.

Kunst ist etwas, was man nicht anfassen (begreifen) kann – Kunst ist ein öffentliches Ereignis. Kunst ist ein Fenster, vom Künstler im öffentlichen Raum erzeugt, in dessen Rahmen alles und jedes interpretierbar wird. Sicher gibt es einen Unterschied zwischen einem gemalten Bild und einer zerbeulten Coladose, letztlich sind es aber nur Objekte, die a priori noch nichts mit Kunst zu tun haben. Erst wenn ein Objekt (auch das Bild) seine Alltagswelt (Atelier) verlässt und in einen Kunstraum überführt wird, hat jedes Ding die gleiche Chance als Kunst wahrgenommen zu werden. Nur weil ein Bild einen Rahmen hat und sich als Maltat unterscheidet, ist es nicht automatisch Kunst. Es bleibt ein mehr oder weniger gekonntes Handwerk, das natürlich die Bewunderung der Leute einfordern kann. Sei es nun ein Bild (es gibt nicht das leiseste Argument gegen das Tafelbild), oder die Coladose, es kommt darauf an, Bedingungen zu schaffen, die einen Gegenstand als Kunst wahrnehmen lässt. Im System des Alltags wird ein Fenster geöffnet, das besagt: Schau mit deinen Augen, wie du immer schaust, aber nehme den Gegenstand X unter den Bedingungen von Y wahr. Es sind die Bedingungen, unter denen zwangsläufig etwas zu etwas Anderem wird. Die Möglichkeit dieser Transformation ist zuallererst die Tat eines Menschen, der mittels seiner Kraft einen Rahmen schafft, durch den Welt neu gesehen wird, dieser Mensch ist ein Künstler. Alle anderen sind Handwerker.