Im Gegensatz zum universalistischen Anspruch einer wertegeleiteten Gesellschaft, bestimmen in einem identitären System die stärksten Teilbereiche die Ausrichtung des gesamten Staates. Nicht jede /r wird dort nach ihrer /seiner Fasson leben können.
Klingt erstmal so, wie wir das nicht haben wollen. Aber die Hand muss aufs Herz, denn mit dem Begriff der Würde sind wir umgegangen wie mit der Brechstange – was nicht passte wurde passend gemacht (von Gastarbeitern bis zum Sozialtourismus).
Aber vielleicht sind Gegenbewegungen obligat, damit die Welt im Gleichgewicht hängen bleibt? Alles Quark, denn solange das Kapital regiert und das tut es seit mindestens 200 Jahren, sind diese Widersprüche wohlanständiger Mist, die Auswüchse resultieren aus ein und dem selben Problem.
Im Nachkriegswestdeutschland wurde das Grundgesetz mit großer Zustimmung angenommen, dies liegt einerseits an der Verfügung der Siegermächte, andererseits an der großen braunen Dunkelheit davor. Da es sich in der DDR nie ganz aufgehellt und in bestimmten Bereichen sogar fortgesetzt hat, spüren wir den Nachhall des Dreunens noch heute, über 30 Jahren nach der Wiedervereinigung. Und doch kam es 1953 zum Volksaufstand und 1989 zur friedlichen Revolution – mit dem Ergebnis der deutschen Einheit!
Diese Widersprüche heben sich nicht einfach auf, weil der tiefere Grund des Menschlichen immer ein sich der Ethik entziehender, nicht universalistischer, bleiben wird: die blanke Existenz. Wo ich bin kannst du nicht sein. Gegenstand ist Widerstand.
Allzumenschlich, dass nur solange die Bedürfnisse befriedigt werden, sich der Widerspruch zum Nächsten, zum Anderen, zum Fremden, zur Regierung, zum Staat in Grenzen hält. Was bleibt ist die Nation, die als Ideal nie existierte. Darum muss mit dem (Stahl-)Besen durchgefegt und aufgeräumt werden, denn nur das Homogne mindert die Widersprüchlichkeit im Systemzusammenhang, aber um Gottes Willen nicht Homosexuell, LGBTQ – Regenbogen werden abgeschafft (zumindest als Armbinde).
Aus verschiedensten Gründen gibt es heute in der BRD einen Realverlust bis weit in die Mittelschicht hinein. Es wird spürbar, das vieles nur Makulatur war /ist, was wir sonst mit geschwellter Brust vor uns hertragen.
Die Grenzen weichen auf, nur um Stacheldraht hochzuziehen, Menschenrecht wird mit Füssen getreten, um den relativen Vorteil zu schützen. Woraus hat sich dieses Extra, dieser Vorschuss generiert? Zuallerletzt, weil die Bedingung unseres Lebens aus dem Ungleichgewicht resultiert, es immer ein Ungleichgewicht gibt, geben muss, denn selbst das Universum wäre bei exakt gleicher Verteilung von Materie und Antimaterie wohl nicht entstanden. Ein kleiner Rest war des Drudels Kern, ist es immer noch.
Wir können erkennen, rechnen, einschätzen, verifizieren und sollten uns nicht mit wehenden Fahnen in den Abgrund stürzen. Dafür sind wir zu weit gelaufen.
Der Internationalismus wird somit aktueller denn je, allein sind die Probleme nicht zu lösen. All das Andere ist Regression, Augen zu und Krieg, immer noch besser, als wirklich handeln zu müssen?
An die latoursche ökologische Klasse kann ich nicht glauben, da sie nicht aus den ökonomischen Bedingungen hergeleitet wird, sondern aus moralischen, oder soziokulturellen. Natur ist weder ein moralisches noch ethisches Phänomen, sie war schon immer dem bedingungslosen ökonomischen Prinzip verpflichtet. Wir sind Teil dessen und somit Natur, die sich selbst widerspricht. Nur scheint mir das Maß nicht klar. And the winner is N A T U R E. Who cares?
Ein Wimpernschlag an Aufmerksamkeit, gute 2 Millionen Jahre – vielleicht; der Mensch der Moderne kann sich die Krone aufsetzen, hat in 200 Jahren unsere Grundlagen fast an die Wand gefahren, machen es uns selbst, haben Gott in die Ecke gestellt, Utopien drastisch verkürzt.
Wir sind nur Teil, erreichen nur einen Teil, nicht, niemals das Ganze.
Bestand hat, was wir nicht verstehen, hat Schönheit, die wir nicht sehen.