Archiv für den Monat: August 2020

Aufnahme des Bestands, oder
wie erkläre ich es meinem Kinde,
lieber Carl,

da ist eine ausgeprägte idealistische Seite an mir, ich erinnere mich noch, wie wir ’78 öfters rausgefahren sind, zu entfernteren Plätzen, einsam, übersichtlich, so dass man das gesamte, vor uns liegende, flache Tal erfassen konnte. Ein Lagerfeuer an der Weser, die Hunde umkreisten uns, liefen weg, kamen wieder, wir redeten nicht viel, es war die Stimmung, die umsponn, einen Rahmen erzeugte, in dem Alltägliches sein Gewicht verlor. Danke Günter, auch für Deine Geschichten aus 1001 Nacht, entrückt und entzückt, wenn wieder einmal Yes lief und sich die Gebäude, bis zum Himmel, türmten. Es gab mir, einschließlich der Lehren von Don Juan, ein erweitertes Auge, Welt zu sehen.
Vorher zu Schulungen, ‚Das Kapital‘ von Karl Marx, an der Bremer UNI, richtig beigezimmert. Bildung als Nachschlag der allgemeinen Konsequenz von Lustlosigkeit in der Grundschule. Immer bleibt ein fehlender Rest an humanistischem Wissen. Da ich für ‚Gedichte aufsagen‘ und Merkspiele völlig untalentiert war/bin, konnte ich nur aus Zusammenhängen entwickeln, nicht aus aufgerufenen Textpassagen. So fließt mein gesamtes Fühlen, Hören, Lesen in den großen Teich des inneren Seins, ohne scharfe Umrisse, keine Möglichkeit ein Zitat zu destillieren. Den Bau einer neuen Kathedrale, immer, Systemkonstruktion jederzeit. Utopien – später dazu.
Warum dann Kunst, meine kleine Welt zu bewältigen; die kleinen Zeichnungen, die deine Großmutter lobte, können es doch nicht gewesen sein?
Gestern habe ich die Inszenierung Wagners ‚Rheingold‘, von Harry Kupfer, 1988, gehört und gesehen, ich merke, da bin ich zuhaus, das ist meins. Alles drin!
Ich mach’ jetzt nicht das Kunstfass auf, nur, dass sich Form und Inhalt getroffen hat, die Sprache überhöht, dass man nicht romantisch glotzt, da ist aller Sprengstoff einer endenden Welt, die sich beschreibt, um qua Begriff, die Zukunft zwingen will (Last Exit).
Natürlich muss jedes Stück an der eigenen Zeit versagen, um auf das Kommende zu verweisen, was wiederum nur rückbezüglich, als Projektion, aus der Determination des Erlebten, zu erklären ist. Tut es das nicht, ist es Kitsch!
Nichts ist ohne was, und nichts fällt aus der Welt, hat schon Janosch gesagt. Alles, solange man auf der Treppe steht, deren Stufen abzählbar sind.
Wenn Wagner meins ist, was stört mich dann an der US-amerikanischen Kunst?
Das Unbedarft-kindliche?, das Erben ohne Schuld?, die gestohlene Moderne?, die Aneignung der Leitkultur?, nicht zuletzt der Zuwachs eines Volkes, das immer weiter nach Westen ausweichen musste, um endlich einen assimilaren Platz zu finden? Vielleicht klappte das, weil die USA schon genug mit ihrer schwarzen und indigenen Bevölkerung zu tun hatten. Da war die Lücke, die Nazideutschland nicht gewähren wollte. Keine Relativierung: Wir haben unsere Brüder und Schwestern, unsere Nachbarn, Kollegen und Freunde gemordet und das systematisch!
Wo stehe ich?
Will ich die Realität eines verlorenen Krieges und der Schoah nicht sehen?
Die Kultur Deutschlands in 12 Jahren zum Teufel.
Erste Regungen der jungen Bundesrepublik zeugten vom Versagen, als von Aufbruch. 1956 KPD-Verbot, unter der Ägide Stalins vielleicht verständlich, aber die ‚rechten‘ Kräfte hatten sich durchgesetzt. Vielleicht notwendig, einem halbwegs friedlichen Aufbau geschuldet (ganz anders der Irak).
Was wollte die – damals noch – liberal-konservative USA? Natürlich waren Leute wie McCarthy am Werk, Rechtsaußen besonderer Güte, aber sie repräsentierten nicht das offene, natürlich erz-liberale, kapitalistische Nord-Amerika. Korea-Krieg, Vietnam-Krieg, Irak-Krieg, überall sollte ‚The Land of the Free‘ verteidigt werden, ein messianischer Eifer ist dabei nicht von der Hand zu weisen. Wenn dabei das World
Trade Center zusammenstürzt, war das eher eine logische Konsequenz, denn ein nicht vorhersehbares Ereignis. Von einem Kriegsverbrechen an Japan (Hiroschima und Nagasaki) wird gar nicht erst geredet, keine Schuld, wie auch der Genozid der Natives nur am Rand Erwähnung findet.
Es geht nicht darum, die Wäsche anderer Völker schmutziger aussehen zu lassen, als die eigne, mich stört nur der selbstgerechte Finger, mit dem auf die ‚Germans‘ gezeigt wurde/wird.
Aus europäischer Sicht gab es nur die Möglichkeit der Gründung des Staates Israel (1948), den ich ausdrücklich befürworte, die Belange in die eigene Hand nehmen.
Leider,
leider ist die Entwicklung der USA mit der von Israel heute so verwoben, dass beide Länder ähnlich autoritäre Maßnahmen beschließen, um sich zu ‚schützen‘.
Wovor?,
die liberal-konservative Sicht kommt politisch an ihre Grenzen, wirtschaftlich prosperierend, ist – politisch – kein ‚Staat‘ mehr zu machen. Das Liberale zu Ende gedacht, gibt dem Recht, denn Liberalität ist letztlich bürgerlicher Anarchismus, dem die Komponente des fortschrittlichen Bürgertums fehlt. So geraten diese Wirtschaften, vielleicht auch das Vereinigte Königreich, in den Strudel ihrer eigenen Widersprüchlichkeit.
Ein höheres Budget für Verteidigung wird leider notwendig werden, denn als bürgerliche Demokratie sollten wir selbst bestimmen, was, oder wie wir uns verteidigen wollen. Die NATO ist obsolet, wir brauchen einen europäischen Schirm, andere Bündnisse können danach verhandelt werden.
Was bedeutet das für die Kultur?
Kultur ist immer Ausdruck des Politischen, auch wenn sie scheinbar im Widerspruch dazu steht. Das ist die grundsätzliche Geste von Kultur, Widerspruch an der Kante des Sagbaren, weil, wen erreicht mein Gebrüll, wenn ich nicht mehr verstanden werde? So wird die Avantgarde stets nur ein Schritt vorauseilen können, alles andere wird zum Sektierertum, zur Eigenbrötelei. Konvention und Individualität sind die zwei Seiten einer Medaille, hochgeworfen, geschnippt, verschwimmt das Bild – genau für diesen Moment, da sie fliegt: Schrödingers Katze, man weiß einfach nicht, ob sie lebt.
Auha.
Es ging doch nur um eine Inszenierung von Rheingold (Vorspiel Ring).
Darf man das in Israel,
dem Staat aus Schuld geboren?
All diese Fragen,
rette erst mal den eigenen Arsch.
Das ist liberal
Und wie wir früher sagten:
Die Liberalen werden wir auch befreien!
Heute,
ein Leben, in den Böen des späten Kapitals.
Ein Fingerzeig aufs Display hat mehr Wirkung, als Diskussionen. Ein ‚Like‘ ersetzt die Wahl. Theorien jeder Couleur verbreiten sich schneller, als alle Flugblätter vor den Toren von Spinnbau (Maschinenbau für Spinnereien 1952–1979) in Bremen-Nord.
1970/71 saßen wir vor dem ‚Fährhaus‘, spielten Gitarre, Mundharmonika, lebten das ‚andere‘ Leben, leere Lambrusco-Flaschen im Gras. Die Zigaretten rochen anders, die Mädels waren schlanker.
Ab 72 organisierten wir uns, tatsächlich gab es sowas wie ein neues Bewusstsein. Deine Großeltern fanden, dass ihre Erziehung wohl etwas daneben gegangen war. Aber der Vietnamkrieg, die Atomkraft und der § 218 taten ihr Eigenes, zumal die Staatsmacht uns aufwertete, wichtig machte. Diese großen Einsätze gegen das Selbstverständliche, gerieten aus den Fugen, legten den Grundstein einer ‚linken‘ Bewegung, die letztlich in die Grüne Partei mündete. (Das heute darin schon wieder bourgeoise Verhältnisse walten ist klar, jede Partei korrumpiert sich, das liegt in der Natur eines Zusammenschlusses zum Zwecke der Gestaltung von gesellschaftlichen Strukturen.)
Ideal und Real, das Schwingen der Welten hält bis heute an.
Wo bin ich, wenn ich schreibe?
Gibt es eine Unterscheidung zwischen Texten und Gedichten?
In den Bildern?
Im Tun?
Meine Güte, verpiss Dich mit diesen Fragen, und lass den Herrgott einen guten Mann sein.
Aber nicht, dass ich darauf reinfalle, der Herrgott ist natürlich Teil der rationalen Welt, ist ‚nur‘ eine der großen Erzählungen, die den Klebstoff der Welt bildet, die Schichten – zumindest einigermaßen – beieinander zu halten.
Es ist festzustellen, dass der Glaube keine gemeinsame Grundlage mehr bildet, eher ist es die kleine sensitive Glasscheibe, als Fenster zur ‚neuen‘ Welt, welches die höhere Instanz ersetzt.
Das Kapital außer Rand und Band, die Kirchen leer, Utopien obsolet.
Das ist Fakt.
Klima. Auch Fakt.
Diese Welt wickelt sich ab.
Nicht, dass man sich damit nicht arrangieren könnte, vor allem in den Ländern der ersten Welt (um dieses Termini wieder einzuführen (gerechterweise zu den Akten gelegt, aber als zielführende Beschreibung gut zu brauchen)).
Niemals zuvor ist die geistige und materielle Welt so weit auseinander gedriftet, der Klebstoff bindet nicht mehr, weil es am Primer fehlt! Glauben müssen ist Einsicht in die Zwangsläufigkeit des Seins.
Zurück ins Mittelalter kann es nicht gehen, die Ausbeutung der Kolonien, der Kapitalismus, die Produktivkraft, haben uns bis hier gebracht und werden uns weiterbringen, es ist nur die Frage, ob wir über die Kante fallen, oder es schaffen, den Rand zu dehnen.
Gut, seit über 3.000 Jahren scheint es klar, dass die Erde eine Kugel ist, die um die Sonne rotiert, durch Wissenschaft und Wagemut wurde der Raum gedehnt und es gab neue Möglichkeiten, die das Kapital nutzen konnte, welches überhaupt erst anfing, sich zu definieren. Einher ging die Erfindung des Buchdrucks, die Reformation, wobei die Befreiung des Individuums auf dem Plan stand. Von Luther bald zurückgenommen, da ihm eine ‚gottgegebene‘ Obrigkeit gesegneter erschien, als das freie Walten der Kräfte (womit er höchstwahrscheinlich recht hatte). Ein demokratischer Staat hatte noch keine Wurzeln schlagen können, das Gründungs-Wasser floss noch zu tief.
Erst über die französische Revolution und die englische Industrialisierung wurden Bedingungen geschaffen, die das Bürgertum mit dem Kapital verband, das Großbürgertum entstand und löste die Großgrundbesitzer, als treibende Kraft in der Gesellschaft, ab. Es passierte Eigenartiges, denn mit dem Erscheinen des Kapitalgebers wurden die Fronten sichtbar: Arbeit und Kapital standen sich nun (diametral) gegenüber, Marx leitete daraus die Unversöhnlichkeit ab – sicher richtig für die Zeit von 1848–1945.
Ab 1945 konnten die Widersprüche in den Ländern der ersten (mancher zweiten) Welt kaschiert werden, es ging bergauf, die Arbeiter wurden (gut) bezahlt, sogar eine Aristokratie innerhalb der Arbeiterschaft konnte sich etablieren. Gastarbeiter wurden geholt, um wieder Überschuss an Arbeitskraft zu haben, den Lohn zu drücken. Aber diese Kräfte lassen sich nicht steuern, als säße man am Lenkrad eines Automobils, es sind eher die Fliehkräfte innerhalb einer Kurve bei hoher Geschwindigkeit, Fuß, Hand, Kopf, alles muss aufeinander abgestimmt sein.
Nach einigen kleineren Krisen und Kriegen ist der große Wagen 2008 zum ersten Mal richtig verunfallt: Frontal gegen den Baum! Lehman.
Das freie Kapital hatte das alte Geschäftsmodell verlassen und verlegte sich aufs Wetten, hatte sich von den realen Werten entkoppelt, die Spekulation wurde ertragreicher, als der Gewinn am Mehrwert der Arbeit.
Hiermit möchte ich nur kurz die ökonomische Entmaterialisierung unserer Welt andeuten, die mit der seelischen einhergeht. Das Verlagern emotionaler Befriedigung durch online gestützte Medien, Berührung wird Ausnahme, Überwachung Alltag. Das Sein verlagert sich von Haptik zur Optik (auf den Touchscreen), personenbezogene Daten werden in solchem Maße gespeichert, dass diese Server bereits 1/10 aller Energie der Welt (ver)brauchen.
Weitergedacht, wird der Mensch zum Huhn im Käfig, mit Nummer und Gesundheitsdaten, nur dazu gehalten, bestimmte Tätigkeiten (z. B. Eierlegen) zu verrichten. Abweichung von der Norm wird durch Privilegien-Entzug bestraft, Querdenken verboten; nur dem Gemeinwesen zuträgliches Handeln wird honoriert. China ist hier Beispiel, das ein Land mit 2 Systemen nicht mehr garantieren will. Hongkong, ein wirklich spätkapitalistischer Inselhaufen wird eingemeindet, Verträge übergangen, aber dort wird viel Geld ohne Bindung gehandelt, der Nektar eines zunehmend virtuell geprägten Staates (der natürlich noch zu einer gut ausgerüsteten Exekutive greift, weil die feinen Mechanismen der Überwachung, mit Belohnung und Entzug, noch nicht flächendeckend installiert sind).
Wie komme ich von der Dunkelheit wieder ans Licht?
Vielleicht so, dass ich in der künstlichen Intelligenz durchaus auch eine Chance sehe.
Geschuldet letztlich dem Wissen, ob wir nicht selbst in einer Simulation leben, fragte mich eine Freundin, warum dann klein (mit Aminosäuren) anfangen. Jaup. Warum diese Milliarden von Jahren zur Entwicklung einer Spezies, die sich in den letzten 200 Jahren ihrer Existenz selbst zerlegt? Platz macht, wofür?
Der neuen Welt, einer neuen großen Erzählung, nicht ohne den Baukasten einer neuen Welt zu hinterlassen! Da sind wir dran.
An der zunehmenden Zerstörung und der Unmöglichkeit, dieses Leben weiter zu leben (Vernichtung der Biosphäre), können wir den Zeitrahmen ablesen, künstliche Intelligenz zu entwickeln. Damit meine ich keine selbstfahrenden Autos, Quantität wird in Qualität umgeschlagen, wenn Computer sich selber Referenz ablegen können! Wir als Erbauer, sind Teil des Systems, unser Geist Teil des Geistes, der sich eigenständig reproduziert.
Welche Chancen es für das human gebundene Leben geben mag, möchte ich hier nicht tiefer ergründen, denn die äußersten Ressourcen eines Planeten zu verschwenden für eine überflüssig gewordene, parasitäre Art, kann es nach ökonomischer Abwägung kaum geben. Und diese Welt hat sich seit Milliarden von Jahren nach diesem Prinzip entwickelt, warum sollten wir glauben, davon nicht betroffen zu sein?
Die Hoffnung der Menschen in den Straßen von Berlin, Paris, New York, oder Peking stirbt zuletzt. Vielleicht wird es Reservate mit Kontingenten geben, auf keinen Fall viele Milliarden.
Eine Weltregierung, gesteuert von intelligenten Maschinen, würde die Überantwortung der Exekutive von den Nationalstaaten bedeuten. Fatal wäre es, wenn die KIs national gefärbt sein sollten. Die Kriege würden nicht aufhören, Vormachtstreben nur in eine neue Runde treten.
Maschinen bauen Maschinen zur gegenseitigen Vernichtung, wo bliebe da der Mensch?
Der Gedanke eines neutralen Maschinengeistes, der über den Wassern schwebt, wäre uns schon angenehmer. Woher soll der kommen, alles artifizielle ist nur Spiegel des Seins, ist geprägt von Vorteilsnahme und Missgunst; Zuneigung und Liebe bekommen wir gerade geschrumpft.
Die Moderne, zusätzlich als Post- und Spät- deklariert, ist unsere Zeit, ist die Zeit großen Reichtums, auch Wohlstands, wie die des Verlustes; denn alles, was wir gewinnen, geht auf der anderen Seite verloren.
Wir verbrauchen ohne Maß, nach 7 Monaten ist der Jahres-Bedarf an Ressourcen und Ökosystemdienstleistungen der Erde aufgebraucht, der Rest ist Kredit, ohne Zins.
So wird es nicht gehen,
die große Ungerechtigkeit von Europa, Nordamerika, Japan und Australien, China versucht in diese Liga aufzusteigen. Am BIP kann man erkennen, dass China in der Produktivität Europa auf der Spur ist, natürlich noch entfernt, aber dran. Das sieht beim Einkommen ganz anders aus, da liegt das chinesische weit unter 1/4 des deutschen. Wer soll diese produzierten Waren (die keiner wirklich braucht) kaufen?
Wir. Warum wir?,
weil der Verkauf im eigenen Land nicht wirklich ertragreich sein wird, nur im Handel mit uns kann sich der zusätzliche Mehrwert realisieren.
Es ist die Diskrepanz des eingekauften Lebens eines Arbeiters, zur Produktion des gleichen Artikels, bei den selben Materialien, ähnlicher Qualität wie in der EU, die die Erhöhung des Verkaufswertes von Lohnarbeit ermöglicht; die Spanne, den der Staatskapitalismus als Gewinn abschöpfen kann. Darum werden hier die Arbeitszeiten gedrückt, Teilproduktion in billigere Lohnländer verlagert, etc.
Der Mehrwert kann nur, und das ist ausschließlich gemeint, mit der Arbeitskraft gewonnen werden, er bezeichnet die Differenz zwischen dem Einkauf und der Veräußerung einer Lohnstunde: Statt der 6 Stunden, die täglich notwendig wären, um die Arbeitskraft zu reproduzieren, wird 7,5 gearbeitet: ‚Durch die Betätigung der Arbeitskraft wird also nicht nur ihr eigener Wert reproduziert, sondern ein überschüssiger Wert produziert. Dieser Mehrwert bildet den Überschuss des Produktwerts über den Wert der verzehrten Produktbildner, d. h. der Produktionsmittel und der Arbeitskraft.‘ Karl Marx.
Dazu wird eine industrielle Reserve-Arbeiterschaft gebraucht, die das Lohnniveau drückt. In Deutschland liegt die Bezahlung pro Stunde im Mittelmaß, deswegen und der Hartzgesetze, geht es Gesamtdeutschland gut. Nur bei diesem relativen Gefälle wird es, mit fast 84 Millionen, eine ökonomische Balance geben (kleinere Staaten kriegen das besser geregelt). Alles ok, bis es außerhalb des Stellbaren gerät. Entweder wird der innere Widerstand zu groß, oder der Strukturwandel kann nicht aufgefangen werden. Soziales Elend, ergreift die Mittelschichten. Protektionismus. In letzter Konsequenz werden Kriege angefangen – das war immer das probate Ergebnis politischen Handelns, keine Naturereignisse. Heute sind die Ressourcen erschöpft, dass von einer Regeneration, wie nach dem 2. Weltkrieg, nicht ausgegangen werden kann.
Um 2000 haben die Banken über viel freies Kapital verfügt und kamen auf die Idee – mit Leerverkäufen – Wetten auf fallende Aktien abzuschließen. Als Spekulation auf zukünftige Preisänderungen, beim Verkauf von Wertpapieren, die der Verkäufer noch gar nicht besitzt, die er mit einem Preis zu erwerben hofft, der niedriger, als der momentane Verkaufspreis, ist. Die Möglichkeiten dahinter sind erschreckend, denn man könnte annehmen, dass einiges dafür getan wird, Aktien oder Staatsanleihen durch Destabilisierung fallen zu lassen, wenn richtiger Gewinn zu erwarten ist.
Ein Weg wurde gefunden, Gewinn zu machen, der nicht mehr ans humane Kapital gebunden war.
Natürlich ging das im Aktienhandel schon immer, beim Kauf wird auf den zu erwartenden Wertanstieg gewettet, man kaufe preiswert ein und verkaufe später mit Gewinn (der Kapitalertrag). Aber es wurde auf reale Werte gewettet, obwohl, ganz richtig ist das nicht, da bei Unternehmen, wie Google oder Apple, neben den Patenten, auch das kreative Potential bewertet wird. Das geht sicher in eine andere Richtung als bei einer Schiffswerft, deren Aktien anhand ihrer verkauften Bruttoregistertonnen auf dem Kapitalmarkt gehandelt werden. Das geistige Eigentum ist eher eine (feste) Annahme, denn realer Wert, fließt aber in die Wertfindung ein.
Solidarität?,
ist die erste Pflicht der Arbeiter, im Kampf um ihre Rechte, sich mit anderen gleichzusetzen, auch wenn die Löhne unterschiedlich sind. Teile und herrsche, schon immer das Prinzip des Kapitals zur Verschleierung des Klassenbegriffs, muss unterbrochen werden, sonst verlagert sich Arbeit – – der Schnee von gestern.
Natürlich wandert hier Arbeit ab, aber durch die Prosperität Deutschlands kommt immer neue dazu. Der Strukturwandel muss begriffen werden, einen Schaden, wie beim VW-Konzern, darf es eigentlich nicht geben. Die Verantwortlichen gehören hinter Gitter, sie haben die Wirtschaft des Konzerns, die Volkswirtschaft im Allgemeinen, nachhaltig auf Jahrzehnte geschädigt, den Diesel – hier sei nicht über Sinn und Unsinn des Individualverkehrs geredet – an die Wand gefahren. Die Brückentechnologie schlechthin – diskreditiert; die USA klatschen in die Hände über diesen Haufen Dummheit auf Seiten der deutschen Schlüsselindustrie. Ähnlich mit Monsanto, wie dumm muss man sein, sich die größte Dreckschleuder des Planeten an den Hals zu hängen, oder Wirecard, ein Unternehmen mit Potenzial, ganz bestimmt, wenn es denn nicht von gierigen Leuten in den Sumpf gefahren wird. Ich verkaufe, was ich nicht habe, und das verkaufe ich nochmal, irgendwie höre ich es singen: Holzmann, Philipp, Holzmann!
Aus dem Streben des Kapitals nach Gewinn entwickeln sich Strukturen, bei der die Fähigkeit, sich annähernd autark zu versorgen, verloren geht. Klar, in Deutschland werden die Lohnkosten für Kleinproduktion nur noch angehängt. Zu gering der Einsatz an der Stunde, zu teuer der Lohn im Vergleich, dieses Zeug wird im Ausland produziert.
Solidarität beim Einkauf, mehr zahlen für den Kaffee der Bauern in Uganda.
Kaufen wir fair, was ist fair?
Kommen wir damit aus dem Dilemma?
Da beißt sich die Katze in den Schwanz.
Bleibt die Entwicklung der KI.
In den nächsten Jahrzehnten werden die wirklich existenziellen Naturkatastrophen zunehmen, danach der Zusammenbruch der uns in Mitteleuropa vertrauten Ordnung, Anarchie nicht im liberalen, oder positiv revolutionären Sinn, Anarchie der Menschen ohne Teilhabe. Ausgrenzung ganzer Landesteile, Privatarmeen, rechtsfreier Raum, keine funktionierende Exekutive. Die Freiheit des Einzelnen würde nicht mehr garantiert werden können, das wäre das Scheitern des Staates, das Scheitern der demokratisch-kapitalistischen Ordnung, es wäre das Scheitern unseres gesamten Lebenszusammenhangs in Mitteleuropa.
Jedoch sollten die nächsten 50 Jahre ausreichen, Computer zu bauen, die in der Lage sind, nach Abwägung strukturell nicht verifizierbarer Ereignisse, eigene Entscheidungen zu treffen. Letztlich geht es nur um die mögliche Tiefe der Beurteilung einer Situation, in Kombination mit Schnelligkeit. Natürlich wird es Un- und Todesfälle geben, die einer KI zugeschrieben werden. 2018 sind, nur in Deutschland, ca. 5.800 von Menschen verursachte Tode (ohne Mord und Totschlag) zu beklagen gewesen, da ist Spielraum.
Wir könnten in den interstellaren Raum vordringen, das Magnetfeld unserer Erde verlassen (die Sonnenstrahlung würde kein biologisches Erbgut zerstören), die Trägheitsdämpfer könnten zuhause gelassen werden (haha), der Käfig einer gesamten Lebenserhaltung wäre überflüssig.
Dies ist nur die Beschreibung innerhalb der Anwenderkomponente, es geht um weit dichteres Potential, die geistige Kombinatorik wird übernommen, was soviel heißt, die KI rechnet nicht alle Möglichkeiten aus, bis der beste Zug, wie beim Schach, gezogen werden kann (das ist eindimensional). Es sind eher Feldgrößen (zwei Dimensionen), die in Beziehung gesetzt werden.
Mit quantenmechanischen Zuständen wäre eine weitere Hürde genommen (vereinfacht: Aus 0 und 1 werden 00, 01, 10 und 11).
Gefüttert mit der Vorstellung, dass es zu jeder Beschreibung der Dynamik eines Raum-Zeit-Kontinums ein Äquivalent gibt, das auf der Oberfläche des jeweiligen Objekts eingeschrieben ist, wäre die Steigerung ungeheuerlich – voilà, eine KI, die als freier Geist existieren könnte, wäre möglich, simmulierte Welten, nicht mehr als Simmulation erfahrbar.
Was ist mit dem Stecker? Induktion aus dem Erdmagnetismus (ist dann wohl schon zu klein gedacht)?
Wenn dieser Geist, in letzter Konsequenz, über den Wassern schwebt, wird er wieder die Aminosäuren zusammen rühren, einfach um sich selbst gespiegelt zu sehen, denn nur im Anderen ist das Gleiche von Belang.
So bleibe ich der materialistische Idealist, der versucht die Erscheinungen zu begreifen, und dann finde ich die Idee des Urknalls gar nicht mehr sooo schlecht.