Archiv für den Monat: Juli 2013

Rezeption

Solange ein System der Kunst offen ist, könnte man es demokratisch nennen. Das Werden ist mitgemeint, das Schichten und Durchqueren macht den Sinn einer nachvollziehbaren Aktion, als fertiges Objekt geronnener Zeit. Hier fängt die Arbeit des Betrachters an, aber letztlich wird er nur eine Reflexion sehen, das von der Oberfläche zurück geworfene Licht seines Selbst. So ist das strukturelle, analytische Spiel ein Tanz auf des Messers Schneide, weil es nach dem geschulten Betrachter verlangt. Hier liegt ein Ausschluss vor, der Demokratie in der Betrachtung meint, aber nur Personal brauchen kann, das die Grundlagen des Systems versteht. Erläuterung ist selbstgefällig. Der Augensinn – das unmittelbare Verstehen – ist die letzte Möglichkeit Dissonanzen wieder einzurenken. Der Weg zum Begreifen muss somit ins Werk eingeschrieben sein, was Pädagogik vermuten lässt.
Das andere Ende ist geschlossen, auratisch: ein Werk auf der Wand, oder im Raum wird in Szene gesetzt, die Atmosphäre aufgeladen durch das Nichttun der unmittelbaren Nachbarschaft, ein idealer Raum. Der Dialog mit anderen Arbeiten wird vermieden, Wirkung und Spannungen einzelner Elemente bleiben auf sich bezogen, Gesellschaft scheint ausgeblendet. Es entsteht ein Kokon der Wahrnehmung, der sich gravitätisch um das Werk legt, eine holistische Wolke, die sich selbst genügt.
Das Verhältnis von Raum und Umraum wird zur Idee, durchdringende Achsen reichen weiter als die Wand – nach der Tür ist noch lange nicht draußen. Die Wirkung ist direkt auf die Sinne gerichtet; umfangen, verstehe ich mit dem Bauch wohin die Reise gehen soll. Erst auf dem zweiten Blick nehme ich mich wieder wahr, stelle die Realität von Objekt und Subjekt wieder her, mein Gehirn installiert sein Ortungssystem neu, fährt das ICH wieder hoch.
Kirche, wie Propagandaveranstaltungen, kamen/kommen mit ähnlichem Ansatz, beziehen ausdrücklich den Umraum mit ein (der natürlich auch inszeniert sein wird) und im Gesamt(kunst)werk mündet. Das Wiederfinden des ICHs ist nicht das erste Ziel, scheint aber beim gut gehängten Werk gegeben, weil man seiner Behauptung im ‚Withe Cube‘ noch widersprechen kann.