Archiv für den Monat: Februar 2009

Akzeptanz

Ich habe an die Ordnung geglaubt, bin dort hineingeboren (1954) und darin aufgewachsen. Man sollte annehmen, dass im 2. Weltkrieg – mit der größten Unmenschlichkeit, die je stattgefunden hat – ein System jede Menge an Blut gelassen hat, die es gereinigt wieder auferstehen lässt. Weit gefehlt, Adam und Eva sind dem Paradies verwiesen worden, Kain hat seinen Bruder erschlagen und wird, sooft sich Geschichte wiederholt, es immer wieder tun. Friede auf Erden nur für Sekunden.

Trauer überlagert den Gedanken. Wohin der Blick sich auch wendet, feiert die Ungerechtigkeit ihren Triumph; als würde nur der Mensch, der sich mit ganzem Wille bereichern will, noch eine Chance haben. Das stärkere Prinzip gewinnt, die soziale Grundlage ist verloren.

Die Selbstreflektion als Künstler hat nun ein Ende dergestalt, dass sich die Leitdiskussion still verschiebt. Galt noch vor ein paar Jahren die bildende Kunst als das Maß der Dinge, mit ihrem Anhang an Philosophen, Kunsthochschulen, Museen und Galerien, hat dies leise gewechselt.
Texte werden von mehren Leuten an verschiedenen Plätzen zur gleichen Zeit geschrieben, Wikipedia wächst zum größten Lexikon, Google wird zum Synonym der Onlinesuche. Jeder kann teilnehmen, auch wenn die unmittelbare Verständigung leidet. Arbeiten im Netzwerk mit Freunden und Kollegen, Treffen im Chat, Diskussionen, Austausch von Erfahrungen, alles möglich Dank dem Netz, das unsere Häuser und Straßen durchzieht, eine gesellschaftliche Umwälzung; Verbunden im wahren Sinne des Wortes, eine Vernetzung über alte Grenzen hinaus.
Medienmacht ausgehend vom Buchdruck (Bibel), wird zum Fischernetz, vom Staat bis zum Hacker, die Maschen sind so dünn geworden, das die Freiheit des Einzelnen darin hängen bleibt.

Dabei ist die Kunst ist zum Schoßhund verkommen, der gut gefüttert und allmählich etwas fett geworden ist, die Zähne lange verloren, gibt es nur noch Weiches zu fressen. Aber ab und zu ein Stück Schokolade ist wirklich nicht schlecht. Zu wenig Bewegung wird ihn früher sterben lassen, damit kann man leben.
Die Vorstellung, dass Heisenberg(1) Van Gogh zeitlich näher steht als mir, läßt mich dann doch Erschrecken, was haben wir gelernt, was haben wir erreicht? Humanismus ist ein großes Wort, in unserer Zeit missbraucht, sinnstiftend war es wohl noch nie.

‚I woke up this morning and a rainbow fits the sky‘ Jack Johnson

1) 1927 unterbreitete Werner Heisenberg seine Unschärferelation, die erstaunlichste Transformation von Weltsicht, die die neue Physik hervorgebracht hat. Sie ist bestimmt von der Erkenntnis, dass das Bewusstsein im sogenannten physikalischen Universum eine entscheidende Rolle spielt. Vereinfacht stellte Heisenberg die These auf, dass der Beobachter das zu beobachtende Objekt verändert, und zwar durch den reinen Akt der Beobachtung. Die Vorstellung von der Welt „da draußen“ als ein von uns getrennter Teil, musste aufgegeben werden.